Am 7. Oktober 2025, dem „Welttag für menschenwürdige Arbeit“ kamen in der Zentrale der gewerkschaftlichen Bildungseinrichtung Arbeit und Leben Niedersachsen in Hannover Vertreter:innen aus Politik, Verwaltung, Gewerkschaften und Beratungspraxis zusammen, um unter dem Motto „Menschenwürdige Arbeit für alle“ über die Schaffung von fairen Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten zu beraten. Im Mittelpunkt standen dabei die aktuellen Erkenntnisse der von Landesregierung und DGB 2013 gemeinsam initiierten und von Arbeit und Leben getragenen Beratungsstellen für mobile Beschäftigte, die seit 12 Jahren jährlich tausende Beschäftigte aus ganz Europa zu ihren Arbeitnehmerrechten beraten.

Blick in die Saal während der Veranstaltung

Der Schwerpunkt lag in diesem Jahr auf der Paketzustellbranche, die immer wieder mit prekären Beschäftigungssituationen in den Schlagzeilen steht. Die Berater:innen aus ganz Niedersachsen präsentierten dabei ihre Arbeit und schilderten konkrete Praxisfälle, die die schwierige Lage vieler ausländischer Beschäftigter verdeutlichten. Besonders eindrücklich war der Erfahrungsbericht eines Ratsuchenden, der die schwierigen und teils untragbaren Arbeits- und Lebensbedingungen dieser Beschäftigtengruppe verdeutlichte. Die Ergebnisse einer bundesweiten Befragung von Paketzustellenden, durchgeführt in Kooperation mit ver.di, unterstrichen den dringenden Handlungsbedarf.

Ein Ratsuchender schildert seine Erlebnisse und ein Berater übersetzt aus dem Rumänischen

Niedersachsens Arbeitsminister Dr. Andreas Philippi betonte im Rahmen der Veranstaltung die Unterstützung der Landesregierung für die Beratungsstellen: „Niedersachsen hat den Anspruch, Land der „Guten Arbeit“ zu sein. Das heißt: Wir wollen faire Arbeitsbedingungen für alle. Unterschreitung des Mindestlohns, Verweigerung von Urlaub oder Freistellung im Krankheitsfall oder fehlende Sozialversicherung – das verstößt klar gegen das Arbeitsrecht und darf in Niedersachsen keinen Platz haben. Doch diese Verstöße finden häufig „unter dem Radar“ statt, genau deshalb brauchen wir weiterhin die Beratungsstellen für mobile Beschäftigte. Deren Einsatz für die Rechte der Beschäftigten leistet einen unschätzbaren Beitrag zu Guter Arbeit in Niedersachsen. Die heutige Fachtagung hat uns allen wertvolle Impulse für unsere weitere Arbeit gegeben und verdeutlicht, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben – wir bleiben hartnäckig, wenn es um faire Arbeit für alle geht!“

„Wenn Arbeit überall fair laufen würde, bräuchten wir keine Beratungsstellen. Das Gegenteil ist allerdings der Fall. Deshalb wird es unsere Beratungsstellen auch künftig geben müssen: Gute Arbeitsbedingungen für alle, überall – das ist und bleibt unser Auftrag, gerade als gewerkschaftliche Bildungseinrichtung. Unser Dank gilt unseren Kolleginnen, die zum Teil unter sehr hoher Belastung muttersprachlich und vor Ort beraten, immer mit einem Ziel: Die Betroffenen, die keinen Lohn erhalten oder gekündigt werden, stark zu machen, um zu ihrem Recht zu kommen“, sagte Maximilian Schmidt, Geschäftsführer von Arbeit und Leben Niedersachsen.

Minister Dr. Andreas Philippi spricht am Rednerpult
Wir wollen faire Arbeitsbedingungen für alle.
Dr. Andreas Philippi, Niedersächsischer Arbeits- und Sozialminister

In der abschließenden Podiumsdiskussion unter dem Titel „Der lange Weg zur fairen Arbeit für alle" erörterten alle Anwesenden konkrete Schritte zur Verbesserung von Arbeitsbedingungen sowie Möglichkeiten zur regionalen Vernetzung und Lobbyarbeit. Die Teilnehmenden vereinbarten, die gewonnenen Erkenntnisse in Handlungsempfehlungen umzusetzen und die Zusammenarbeit zwischen Beratungsstellen, Gewerkschaften und Verwaltung zu intensivieren.